PEAK Creative Leadership GmbH 2019 | Gutes Präsentieren muss einem in den Genen liegen, entweder man kann es oder man sollte es einfach sein lassen? Weit gefehlt! Hinter vielen mitreißenden Präsentationen stecken ein durchdachtes Design und Übung. Und mit Ole Tillmanns Buch „Beyond the Obvious“ bekommt man für diesen Designprozess ein mächtiges Werkzeug an die Hand.
Zuallererst kann ich alle Kinder der 90er beruhigen: Ja, bei dem Namen Ole Tillmann könnte man ein leichtes Klingeln im Hinterkopf vernehmen – zumindest, wenn man sich zu den Soap-Connaisseuren zählte. Ole Tillmann hat von 1999 bis 2000 in der Vorabendserie „Unter uns“ Jonas Sommerfeld gespielt. Doch sein Leben ist danach natürlich nicht stehen geblieben.
Neben weiteren TV-Rollen und Theaterauftritten, hat er sich als Moderator von großen Events und Konferenzen einen Namen gemacht. Zusätzlich ist er ausgebildeter Schauspiel- und Präsentationscoach und hat an der School of Design Thinking in Potsdam und an der design akademie Berlin gelehrt. 2012 gründete er in Berlin die Innovations- und Kommunikations-Agentur PEAK.
Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass der Mann weiß, wie man einen guten Auftritt hinlegt und seine Botschaften verständlich und mitreißend präsentiert. Daher reißen sich sowohl Manager von Unternehmensschwergewichten wie Daimler, ThyssenKrupp oder Lufthansa, als auch Startups und TEDx-Speaker um ein Coaching bei ihm – denn wichtige Unternehmenspräsentationen, Pitches oder Keynotes stehen und fallen mit der richtigen Performance.
Da leider nicht jede*r vor großen Präsentationen ein 1:1-Coaching von Ole Tillmann in Anspruch nehmen kann, hat er seine Methode zur Präsentationsgestaltung im Eigenverlag herausgebracht. Und der Untertitel des Buchs verspricht viel: Agile Presentation Design – an innovator’s guide to more impactful presentations. Schon das erste Durchblättern macht Spaß, denn bei diesem Buch wurde offensichtlich großer Wert auf Design gelegt: Viel Weißraum, eine grasgrüne Signature-Farbe, großformatige Bilder, ein durchdachter Satz und originelle Illustrationen drängen den Leser*innen nicht sofort den Verdacht auf, dass es hier um schnöde Präsentationsgestaltung geht.
Und man erkennt schon am Design den Clou des Buchs: schnöde und langweilig ist an gut gestalteten und geschliffenen Präsentationen gar nichts. Es sind vielmehr Geschichten mit so vielen Bezugspunkten zum Publikum, dass man sich dessen Aufmerksamkeit sicher sein kann. Fängt man dann an, sich durch die Kapitel zu arbeiten, stellt man fest, dass fluffige Präsentationen verdammt viel Arbeit im Vorfeld bedeuten. Je klarer und präziser man die eigenen Kernbotschaften benennen und definieren kann, desto eleganter kann man sie bei den Zuhörer*innen platzieren.
Im Einleitungsteil werden die Basiselemente einer guten Geschichte kompakt zusammengefasst. Heldenreise, Dreiaktstruktur und Knowledge Funnel helfen dabei, die Struktur der eigenen Erzählung zu verstehen und anzupassen. Danach werden die größten Hemmnisse für den Kreativprozess aufgegriffen, z. B. Überanalysieren und zu viel Fachwissen, um es komplett in der Präsentation unterzubringen. Für jedes dieser Probleme gibt es einen kleinen Schubs in Form eines empfohlenen ersten Schritts.
Anschließend folgt ein Überblick über die gängigsten Präsentationsformate und die wichtigsten Präsentationsunterlagen sowie die unterschiedlichen Formen kreativen Denkens. Ole Tillmann gibt dem Grundverständnis von Präsentationen richtig viel Raum, dieses Einleitungskapitel umfasst über ein Drittel des Buches.
Es lohnt sich jedoch, sich zu Beginn Zeit für die Basis zu nehmen, denn in dem folgenden Kapitel kann mit Hilfe dieses Grundstocks knackig durchgearbeitet werden. Schritt für Schritt wird die Präsentationsstrategie mit der Kernbotschaft erarbeitet, viele Arbeitsblätter ziehen einen förmlich durch diesen Prozess. Darauf bauen dann 16 Möglichkeiten des Storydesigns auf, von User Stories, theoretischen Modellen, bis hin zu Zukunftsszenarien, werden viele Ansatzpunkte für den Präsentationsaufbau vorgeschlagen und erläutert. Auch rhetorische Kniffe finden in diesem Designkapitel ihren Platz.
Diese theoretischen Überlegungen werden durch das Storyboard in einen narrativen Bogen gegossen und mittels Sketches und Fotos optisch aufgewertet. Die Gliederung des Boards und das konkrete Vorgehen beim Design wird detailliert erklärt und mündet abschließend in der Ausformulierung des Präsentationsskripts. Das anschließende Kapitel Slide Design hilft dabei das Story Board in die finalen Präsentationsslides zu übersetzten und hat viele Dos und Don’ts für das Design auf Lager.
Der letzte Buchabschnitt „Deliver“ hat es noch einmal in sich. Viele sehen den Prozess mit dem Slidedeck abgeschlossen, um einer Präsentation jedoch Leben einzuhauchen und Begeisterung beim Publikum auszulösen, muss auch die Performance geübt werden. Den Vortrag immer wieder vor Testpublikum zu halten und das Feedback einzubauen ist ein wichtiger Schritt. Ergänzt wird dieser noch durch Tipps zur Körpersprache und zum Probedurchlauf am Präsentationstag, Methoden zur Beruhigung bei Lampenfieber und Aufwärmübungen für die Bühne. Das Kapitel möchte die Leser*innen mental stärken und zu einer richtigen Powerperformance verhelfen.
Ich habe das Buch für die Vorbereitung eines Pitches verwendet und eine durchdachte, klar strukturierte und das Publikum einbeziehende Präsentation halten können. Meine Performance war meiner Meinung nach auch signifikant besser mit Hilfe der vielen Tipps im Kapitel „Deliver“. Für mich hat sich die Präsentationsvorbereitung mit diesem Buch tatsächlich so angefühlt wie ein Mini-Coaching und ich fand meinen Coach dabei sympathisch, kompetent und unterstützend. Große Empfehlung für „Beyond the Obvious“.
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