Content in Coronazeiten
Britta Scharfenberger Britta Scharfenberger, Christoph Schmitt 11.04.2020 Denkanstoß
Muss ich in Krisenzeiten so schnell wie möglich Content produzieren? Wo endet der Aktionismus und wo beginnt der Mehrwert? Und was sollte gerade jetzt im Fokus stehen?
Diesen Text habe ich eine ganze Weile vor mir hergeschoben. Als die Corona-Krise Anfang März an Fahrt gewann, war auch ich erst einmal völlig überfahren von den Ereignissen: täglich Fallzahlenupdates, Verhaltensempfehlungen und bange Blicke zu den bereits härter getroffenen Nachbarländern. Nach der Lähmung folgte der Aktionismus: wie baut man den Alltag um und versorgt die Liebsten? Und dann im nächsten Schritt schnell die gewonnenen Erkenntnisse verbreiten und damit anderen helfen.
Auch mein erster Impuls war, sofort Content für den Blog zu produzieren. Schließlich ist das Hauptthema hier der digitale Wandel und seine Chancen, also muss ich doch gerade jetzt über gelungene Transformationen im Schnelldurchlauf und das richtige Arbeiten im Homeoffice berichten. Oder Interviewpartner*innen finden, die über die Herausforderungen der Krise und wie sie diese bewältigen erzählen. Doch ich konnte diesem Impuls nicht nachgehen, irgendwie schien mir das nicht das Wesentliche zu sein. Es fühlte sich eher an, wie Kosmetik, als platzierte man etwas im Vordergrund, das im Grunde genommen nicht das eigentliche Thema ist.
Denn wenn ich über die Frage nachdenke: „Was trägt mich durch die Krise?“, kommen mir nicht als erstes meine Homeoffice-Routinen und die Bewältigung meines Alltags in den Sinn. Das ist in meinen Augen nur der Lärm, der sich an der Oberfläche abspielt und aktuell gehörig ablenkt. Was mich eigentlich trägt, ist mein inneres Gerüst, mein moralischer Kompass, meine Werte, meine Überzeugungen und Glaubenssätze oder wie man es sonst noch nennen mag.
Heute sind einige Wochen vergangen und die Krise ist zu etwas wie Routine geworden. Und langsam wühlt sich mein innerer Kompass wieder in den Vordergrund. Er zeigt mir klar die Werte, die mir in der jetzigen Situation besonders wichtig sind: Kommunikation auf Augenhöhe und Empathie.
Aktuell werden etliche harte Entscheidungen getroffen und kommuniziert. Sich die Zeit zu nehmen, diese persönlich zu vermitteln, mit offenen Karten zu spielen und Befürchtungen und äußere Zwänge bewusst anzusprechen machen in kritischen Situationen einen Riesenunterschied. Gerade in Krisenzeiten ist Empathie essenziell – und kein vernachlässigbarer Luxus.
Klar ist: wir alle spüren den Druck, haben Ängste und sind auf unsicherem Terrain unterwegs. Damit bewusst auch nach außen zu gehen nimmt viel von diesem Druck und macht den Kanal auf für eine ehrliche Kommunikation auf Augenhöhe. Und das anfänglich unangenehme Gefühl, sich damit verwundbar und angreifbar zu machen, weicht meist der Erkenntnis, dass das Gegenüber diesem Mut mit Verständnis und auch Dankbarkeit begegnet. Sich jetzt über die Distanz hin zu verstehen und die Hand zu reichen, ist in meinen Augen viel wichtiger als jedes Online-Tool.
We’re in this together.
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